Christof Seiffert - Altbaurestaurierung & Altbausanierung, Denkmalschutz
 

Dreifamilienhaus

München-Nymphenburg
ca. 1890

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Vorgeschichte der Restaurierung

In Nymphenburg wurde das Baugrundstück mit "Abbruchhaus von 1950" zum Verkauf angeboten. Auch wenn die Fenster, Türen und teilweise die Böden aus den 60er Jahren stammten, handelt es sich um ein Haus von etwa 1890. Der Keller war modrig, mit triefend nassen Wänden und Gewölbedecken. Die Technik, die veränderte Fensteranordnung, Fenstergrößen, Fenster, Türen, Bäder sowie die Glasbausteine waren von etwa 1960. Das Haus sah nicht einladend aus.

Nach Aussage des Maklers wollten die Kaufinteressenten ausnahmslos das Haus abreissen und dort Reihenhäuser bauen. Wohl keiner erkannte die Möglichkeiten, die das etwa 250 qm große Haus für ein bis drei Familien bot. Die klare, symmetrische Architektur der Gründerzeit musste nur wieder hergestellt, der gemauerte Keller trockengelegt und die üblichen Sanierungsmassnahmen durchgeführt werden. Anscheinend sah niemand den Wert des Hauses, die hohen Räume, das gut erhaltene Treppenhaus am richtigen Platz, den eindrucksvollen Gewölbekeller und die extrem starken Mauern. Ich empfahl das Hausgrundstück einem Auftraggeber, der es kaufte.

Restaurierung

Originalpläne waren nicht mehr vorhanden. Ich entwarf die Rückführung der Fassaden mit minimalen Änderungen in den Originalzustand. Dafür mussten die Baumassnahmen der 60er Jahre insbesondere im Bereich der Fenster rückgängig gemacht werden, die die Fassade stark verändert hatten. In dieser Zeit hatte man die ursprünglich schlanken, hohen Fenster mit Sprossen und Oberlicht gegen niedrigere Fenster ohne Sprossen ausgetauscht und an Stelle der Oberlichter Rollläden eingebaut. Wegen dieser gar nicht einmal so großen, in der Wirkung aber gravierenden Eingriffe wurde das Baujahr falsch eingeschätzt.

Ich öffnete die zugemauerten Fenster. Ein Fenster versetzte ich wegen der Funktion der Küche leicht. Im Giebel zur Strasse baute ich ein etwas größeres Atelierfenster ein. Mit diesen wenigen Eingriffen in den vor 50 Jahren modernisierten Baukörper hatte ich wieder das Gründerzeithaus vor mir, wie es städtebaulich an diesen historischen Platz gehört.

Im Inneren entwarf ich für die Familie mit drei Kindern den Umbau vom Dreifamilienhaus zum Einfamilienhaus. Der Grundriss im EG musste vollständig verändert werden. An Stelle der Wohnung mit vier kleinen Zimmern, schmalem Gang, Küche, Bad, WC und Abstellkammer realisierte ich durch Abriss von sieben tragenden Wänden einen großzügigen, offenen, etwa 2,90 m hohen Wohnbereich. Küche, Essen, Wohnen, Bibliothek gehen jetzt großzügig ineinander über, können jedoch teilweise durch vorgesehene, hohe Doppelflügeltüren abgetrennt werden. Dafür war der Einbau von vielen Tonnen Stahl notwendig. Vom Küchenbereich geht jetzt eine Terrassentür zum Garten im Süden.

Im OG beliess ich die bisherige Aufteilung wie im EG, mit Gang, vier Zimmern, Bad, WC. An Stelle der bisherigen Küche sah ich einen größeren Abstellraum vor. Das DG öffnete ich bis zum First und baute dort zwei Atelierbereiche mit offener Empore ein.

Der gemauerte Gewölbekeller wurden unter schwierigsten Bedingungen trockengelegt, so gut das infolge der Bausubstanz und durch winterliche Wetterbedingungen im Aussenbereich machbar war. Nach dem Freilegen der Mauern zeigte sich, dass das Haus nicht die üblichen Streifenfundamente hatte und die Ziegelmauern unmittelbar unterhalb des Kellerbodens endeten. Da die von mir häufig durchgeführte Unterfangung der Aussen- und Innenwände mit WU-Beton zu zeitaufwändig und kostspielig war, blieb nur die Horizontalsperre durch Einbau von Chromstahlblechen. Die Kelleraussenwände wurden vertikal isoliert und wärmegedämmt.

Nach sechs Monaten Bauzeit war das Haus im Sommer 2009 bezugsfertig.

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