Vorgeschichte der Restaurierung
Eine interessante Aufgabe: die Restaurierung eines zweiten, in diesem Fall nahezu original belassenen, kleinen, schmalen Hauses von August Exter, 6,70 breit und 10 Meter lang, sowie die Sanierung des 5,00 Meter langen Anbaus in Verlängerung des Originals von 1965. Nach Auskunft des Denkmalschutzes hätte ich den nicht unter Denkmalschutz stehenden Anbau auch mit Gegenwartsarchitektur verändern können. Der Auftraggeber wollte jedoch das etwa 15 Meter lange Haus einheitlich im Stil von August Exter restauriert bzw. den Anbau historisierend verändert, saniert haben.
Restaurierung
Den extrem verschachtelten Grundriss im Erdgeschoss des Anbaus - mit zusätzlich in die Fassade eingeschnittener, überdachter Terrasse - entwarf ich als einen großen Wohnraum. Auch die überdachte Terrasse fügte ich dem neuen Wohnraum hinzu. Im Schnittpunkt der drei abgebrochenen tragenden Wände ließ ich einen Pfeiler stehen, auf den ich sämtliche Stahlträger auflegte, auch die für den hinzugefügten Balkon der Südfassade Obergeschoss.
Die Fassaden des Anbaus von 1965 schmückte ich historisierend in der reizvollen, vielfältigen Formensprache von August Exter mit unterschiedlichen rekonstruierten Fenstern: mal rechteckige Fenster, mal Rundbogenfenster, mal zweiflügelige, rechteckige Fenstertüren, mal vierflügelige Fenstertüren mit Korbbogen. Für die gewünschte Einliegerwohnung fügte ich eine zweite Haustür und ein kleines Badfenster, rekonstruiert im Stil von August Exter, hinzu.
Im historischen Altbau mussten nur wenige gravierende Eingriffe von 1965 rückgeführt werden: Einbau eines rekonstruierten Fensters an Stelle von Glasbausteinen von 1965, Ausbau eines wegen des kompletten Dachausbaus störenden Stahlträgers auf dem Boden des bisherigen Speichers und Einbau eines neuen Stahlträgers unter der Decke zum bisherigen Speicher.
|
Da der Altbauteil nur teilweise unterkellert ist, sollten die Mauern nur teilweise trockengelegt werden, so weit das kostenmässig sinnvoll mit dem Bagger machbar war. Die von mir üblicherweise komplette Trockenlegung - am sinnvollsten hier durch nachträgliche Unterkellerung - war dem Auftraggeber zu aufwändig. Gegen aufsteigende Feuchtigkeit baute ich daher in die Außen- und Innenwände des Erdgeschosses eine Horizontalsperre aus Chromstahlblech ein.
Wie immer wurde die Hautechnik vollständig erneuert, Die Regenwasserentwässerung stellte ich auf Trennsystem um. Über zwei Sickergruben versickert das Regenwasser jetzt auf dem Grundstück. Der historische Dachstuhl wurde erhalten, teilweise verstärkt. Im Anbauteil wurde der zu schwach bemessene Dachstuhl erneuert. Für gute Belichtung habe ich zwei Gauben im originalen Haus und eine im Anbau hinzugefügt. Im Dachbereich die üblichen Trockenbauarbeiten mit Gipskarton, Dampfbremse, bester Wärmedämmung in verschiedenen Lagen, neuer Schalung, dampfdiffusionsoffnener Folie und Neueindeckung mit klassischen, naturroten Biberschwanzziegeln. Spenglerarbeiten in Kupfer. Im gesamten Haus Erhalt des originalen Fischgrätparketts durch Schleifen und Behandlung mit Hartwachsöl, teilweise hinzugefügtes neues Fischgrätparkett. Die Innentüren konnten größtenteils erhalten werden, wenige fehlende wurden rekonstruiert.
Auf dem sehr schmalen Grundstück entstand ein eigenwilliges Haus, wie ich meine, im Denken von August Exter. Trotz seiner insgesamt 15.00 Meter Länge strahlt es mit seinen ineinandergehenden Zimmerfluchten und mit seiner fast minimalistischen Architektur, die jetzt fast nur auf August Exter basiert, viel Großzügigkeit aus.
Mein erstes Haus von August Exter, ein herrschaftlich anmutendes Gutsherrenhaus mit zahlreichen Bezügen zum strengen Jugendstil von Charles Rennie Mackintosh und Josef Hoffmann hatte ich etwa 1976 in stark verändertem Zusatnd gekauft und behutsam rückgeführt. Auch dieses für Deutschland ganz seltene Architekturjuwel steht unter Denkmalschutz. |