Christof Seiffert - Altbaurestaurierung & Altbausanierung, Denkmalschutz
 

Villa

München-Gräfelfing
1925

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Die Vorgeschichte der Restaurierung

Ich schildere Neuplanung, Restaurierung, Sanierung und Erweiterung dieses Hauses besonders ausführlich, weil hier am einfachsten deutlich wird, dass sensibles Bauen im Bestand meist Sinn macht.

Die Geschichte beginnt mit dem Kauf des Hauses. Es war ein Abbruchobjekt. Der Käufer wollte zwar das Haus in sein ursprüngliches Erscheinungsbild zurückversetzen, scheiterte aber in der Praxis: Ein namhafter Architekt sah keine Restaurierungschance und plante einen Neubau. Abrissgenehmigung und genehmigter Neubauplan lagen vor. Kurz vor Abbruch des Hauses erfuhr der Bauherr von meiner Restaurierungstätigkeit. Ich erhielt umgehend den Auftrag für Entwurf und Durchführung der Arbeiten. Aufgabe war der Erhalt der historischen Substanz mit den notwendigen Veränderungen für die speziellen Nutzungsumstände der fünfköpfigen Familie. Am Tag darauf hatte ich bereits die Container vor Ort und begann, sämtliche nichthistorischen Bauteile abbrechen zu lassen. Aus der historischen Grundsubstanz entwickelte ich in der Architektursprache des ursprünglichen Architekten das erweiterte und im Grundriss veränderte Haus. Das war 1984. Noch Jahre später begrüßten mich die Auftraggeber: "Wir freuen uns jeden Morgen, in Ihrem Haus aufzuwachen".

Die Restaurierung

Das Haus war 1925 sparsam gebaut worden. Die unterdimensionierte Bauweise mit teilweise problematischen Materialien machte die Stabilisierung durch eine unsichtbar in Wände und Decken integrierte Stahlkonstruktion vom Erdgeschoss bis zum Dachgeschoss notwendig. Ausmauerungen aus minderwertigem Schlackenstein ließ ich durch Ziegelmauern ersetzen. Stellenweise mußte der Beton der Kellerwände ausgetauscht werden. Durch Verwendung des lehmhaltigen Aushubs war der Beton instabil. Auch der Dachstuhl musste stellenweise verstärkt werden.

Im Erdgeschoss verband ich Wohnzimmer und den angrenzenden Raum durch Abbruch der Zwischenwand. Den zum Süden hin vorgelagerten schmalen Anbau mit Kaufhausfensterfront aus den 60er Jahren ließ ich abbrechen. Dort baute ich einen in Tiefe und Breite vergrößerten Anbau. Durch den folgenden Abbruch der kompletten südlichen Außenwand im Erdgeschoss verband ich das zuvor vergrößerte Wohnzimmer und den neuen, vergrößerten Anbau zu einem großen Wohnraum, in dem ein zentraler Pfeiler zur Lastabtragung notwendig wurde. Den Anbau versah ich mit zwei übereinander liegenden Kellern. Den ersten für ein Hallenschwimmbad, den zweiten für die Technik. Über dem Schwimmbad baute ich eine Terrasse vor dem Wohnbereich. Ebenso im Obergeschoss auf dem vergrößerten Anbau vor dem Schlafzimmer.

Im Dach vergrößerte ich den kleinen, etwas verloren aussehenden Spitzgiebel an der Ostseite zu einem ausgewachsenen Zwerchgiebel, der im Obergeschoß jetzt drei Räume mit insgesamt vier Fenstern zum Osten an Stelle zweier Räume mit einem Fenster und im Dachgeschoß ein zusätzliches Bad für die Kinder ermöglichte.

Die unglückliche Erweiterung im ursprünglichen Dachbereich von Süd- und Westseite ließ ich abbrechen. In den 60er Jahren hatte man einfach Süd- und Westgiebel verbunden, den Zwischenraum hochgemauert, um die Toilette zu einem Bad zu vergrößern. Die Erweiterung zerstörte die Süd- und Westseite in unerträglicher Weise. Um die weitere Nutzung des Bades dennoch zu ermöglichen, vergrößerte ich den durch den Rückbau verkleinerten Raum durch Mauerwerksaustausch, durch Einsatz von hochgedämmtem Mauerwerk mit geringerem Durchmesser. Jetzt stimmte wieder die Ästhetik der Süd- und Westseite und die Funktion des Bades aus den 60er Jahren habe ich erhalten.

Das Fassadenbild war in den 60er Jahren vollständig zerstört worden. Ich entwarf historisch saubere Fenster, im Dach veränderte ich die Giebel und baute zusätzliche Gauben ein. Da im Haus mehr Licht gewünscht wurde, vergrößerte ich die vorhandenen Fenster in den richtigen Proportionen.

Sonst wurden die üblichen Sanierungsarbeiten durchgeführt: Neu sind Haustechnik, Innen- und Außenputz, Dachdeckung und Spenglerarbeiten. Der Keller wurde tiefergelegt, gegen Feuchtigkeit isoliert und wärmegedämmt. Einzelne nichtunterkellerte Räume im Erdgeschoss habe ich unterkellert. Fenster, Türen und Böden wurden rekonstruiert.

Bei der Übergabe des Hauses im Jahr 1985 gab es keinen Mangel.

2008 wurde ich vom neuen Eigentümer um Anpassung des Grundrisses an seine Bedürfnisse gebeten. Dabei stellte ich fest, dass das ganze Haus nach 23 Jahren immer noch ohne jeden Mangel war.

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