Christof Seiffert - Altbaurestaurierung & Altbausanierung, Denkmalschutz
 

Postgebäude am Harras

München-Sendling
von Robert Vorhoelzer und R. Schnetzer
1928 bis 1929
Denkmalgeschützt
Fassadenpreis der Stadt München 2006

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Das Postgebäude vor der Restaurierung.

Das Gebäude nach der Restaurierung. Der Architekturstil des Gebäudes lebt vom Kontrast der hellen Wandflächen und der seriellen Ruhe der gleichmäßig durchlaufenden Fensterreihen von Erd- und Obergeschoss. Zusätzlich belebt der Gegensatz von Stahlfenstern und Holzfenstern. Alle Fenster mußten rekonstruiert werden. Bei der Rekonstruktion der Stahlfenster konnten die originalen schmalen Sprossen trotz schwererer Isolierglasscheiben durch Entwicklung tieferer Profile beibehalten werden. Für die Holzfenster entwickelten wir aus den Profilen der Verbundfenster denkmalgerecht Isolierglasfenster mit gleichen Profilen. Das nach dem Krieg zugemauerte Fenster in der Durchfahrt zum Hof wurde orginalgetreu wiederhergestellt.

Ensemble

Das Ensemble besteht aus dem Postgebäude und den dahinterliegenden fünfgeschossigen Wohnhäusern von Robert Vorhoelzer (1894-1954). Die Bauten bilden eine avantgardistische Einheit am Harras, einem der großen Plätze Münchens. Das Ensemble ist ein bedeutendes Beispiel für die Architektur der Ersten Moderne Anfang des 20. Jahrhunderts. Vorhoelzer war von 1920 bis 1934 Leiter der Hochbauabteilung der Oberpostdirektion München; er "bildete eine Schule junger, der Avantgarde verpflichteter Architekten aus" (Nerdinger/Tafel, Architectural Guide Germany - 20th century, Basel 1996) Die Bauten des Architekten fehlen in keiner relevanten Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Das Ensemble steht unter Denkmalschutz.

Das Postgebäude besteht formal aus zwei Teilen, dem langgestreckten flachen Hauptgebäude und dazu kontrastierend, dem halbrunden, schmal aufragenden Pavillion. Formale Einheit schafft der Gebäudeumriß, der einem freien "S" folgt. Die Fassade lebt vom Gleichgewicht kühn proportionierter Wand- und Fensterflächen. Kühn auch die vollverglaste Außentreppe, die dem Schwung des Gebäudes folgt.

Mein Geschäftspartner und ich haben das Postgebäude 2001 erworben und 2002 innerhalb von sechs Monaten restauriert.

Nutzung

Die Post hat das Gebäude von 1929 bis 1999 allein genutzt. Nach Verkauf und Restaurierung beschränkte sich die Deutsche Post AG als Mieter auf das Erdgeschoss des Hauptgebäudes. Die anderen Gebäudeteile waren somit für eine neue Nutzung frei, für die das Gebäude unwesentlich verändert werden mußte. Das Obergeschoss wird von einer Gemeinschaftsarztpraxis, der Pavillion mit unterem Geschoss von einer Tanzschule genutzt. Im Pavillion befindet sich ein kleines Café, im unteren Geschoss Tanzsaal und Bar.

Restaurierung

Der Fassadenputz mußte erneuert werden. Die originale Struktur des Putzes und die ursprüngliche Farbe des Anstrichs wurden durch Abnehmen späterer Schichten ermittelt. Die großen Stahlfenster des Hauptgebäudes und die futuristisch gekurvte Stahl-Glas-Fassade des Automatenpavillions mußten erneuert werden. Die heute üblichen Wärmedämmwerte erforderten schwerere Isolierglasscheiben und damit breitere Profile. Diese hätten allerdings zu Proportionen geführt, die mit den originalen Fenstern nicht übereinstimmen. Für eine zufriedenstellende Lösung entwickelten wir neue Fensterprofile mit originaler Breite, aber mehr Tiefe, die die Stabilität herstellt. Die Holzfenster wurden in gleicher Weise rekonstruiert.

Das Gebäude wurde zunächst durch Abriß späterer Bauelemente in den Rohbauzustand von 1928 zurückgeführt. Im Erdgeschoss wurden in der Schalterhalle die Innentüren aus Stahl, die Fensterbänke aus Terrazzo und die Böden mit Sollnhofener Platten rekonstruiert. Ebenso der kleine Erdgeschossraum des halbkreisförmigen Pavillions, der durch Erschließung des Kellers in seiner Nutzungsmöglichkeit großzügig erweitert wurde.

Im Obergeschoss des Hauptgebäudes und des Pavillions entstand ein 450 qm großer Raum für andere Nutzer; hierfür mußte ein neues Treppenhaus mit Fahrstuhl eingebaut werden.

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